ISR (In-Situ Recovery) ist ein spezielles Verfahren zur Gewinnung von Uran aus unterirdischen Lagerstätten, bei dem das Erz nicht mechanisch abgebaut, sondern direkt im Gestein durch chemische Lösungen ausgelaugt wird. Diese Technik, auch als In-Situ-Leaching bezeichnet, gilt als besonders umweltschonend und wirtschaftlich effizient – vorausgesetzt, die geologischen Bedingungen erlauben ihren Einsatz.
Beim ISR-Verfahren werden mehrere Brunnen in das uranhaltige Gestein gebohrt. Durch Injektionsbohrungen wird eine Lösung – typischerweise eine schwach saure oder alkalische Flüssigkeit mit einem Oxidationsmittel – in die Lagerstätte gepumpt. Diese Lösung löst das Uran aus dem Erz, das anschließend über benachbarte Förderbohrungen wieder an die Oberfläche befördert wird. Dort wird das Uran durch Ionenaustausch oder andere Verfahren aus der Lösung extrahiert und in Form von Uranylkonzentrat (Yellowcake) weiterverarbeitet. ISR kommt vor allem bei rollfrontartigen Uranlagerstätten vor, die von durchlässigem Sandstein mit Grundwasserführung geprägt sind. Etwa die Hälfte der weltweiten Uranförderung entfällt heute auf In-Situ-Recovery-Projekte, wobei Kasachstan der führende Produzent ist.
Für den Uranmarkt hat ISR erhebliche strategische Bedeutung. Da keine aufwändige Tagebau- oder Untertageinfrastruktur nötig ist, sind die Investitionskosten vergleichsweise gering. Das verkürzt Entwicklungszeiten und erlaubt eine flexible Reaktion auf Marktbedingungen. Besonders bei niedrigen Preisen ist ISR oft die einzige wirtschaftlich vertretbare Fördermethode. Die Produktionsmengen aus ISR-Minen beeinflussen deshalb spürbar den aktuellen Uran-Spotpreis, der als Referenz für kurzfristige Markttransaktionen dient. Auch aus Investorensicht bietet das Verfahren Vorteile, da ISR-Projekte unter vielen Szenarien eine hohe Rentabilität aufweisen.
Durch seine Effizienz und geringere Umweltbelastung ist ISR ein entscheidender Pfeiler der weltweiten Uranversorgung – heute und perspektivisch.